Ein Vorbild direkter Demokratie?
Online-Veranstaltung mit Florian Grams, Historiker, am Dienstag, 27.04.2021 um 19:30 Uhr
Die Pariser Kommune war während des Deutsch-Französischen Krieges spontan gebildete, revolutionäre Pariser Stadtrat für 72 Tage vom 18. März 1871 bis 28. Mai 1871. Nach der Kapitulation Frankreichs 1871 proklamierte sich in der Hauptstadt, basierend auf der Pariser Nationalgarde, ein radikaler Stadtrat. Nach 72 Tagen wurde dieser von Regierungstruppen blutig exekutiert.
Unter den Augen der deutschen Belagerer und der nach Versailles geflohnen konservativen Regierung entwickelten sich in Paris Grundzüge eines rätedemokratischen Gemeinwesens. So wurde die Pariser Kommune zum Ideal der rätedemokratischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts nach dem 1. Weltkrieg.
Marx und Engels revidierten vor dem Hintergrund der Pariser Ereignisse ihre 1848 im Manifest formulierten Positionen zum Staat, den die Arbeiterklasse nicht einfach zu ihren Zwecken übernehmen könne.
Trotz allem Heroismus der Kommunard*innen, fehlt es aber auch nicht an Kritiken von Zeitgenossen und von Teilnehmern an der Kommune.
Einer der bekannten Texte von Marx zur Kommune ist unter dem Titel „Der Bürgerkrieg in Frankreich“ erschienen. Von Marx sind detaillierte Kritiken zu den Maßnahmen der Kommune inzwischen in der Marx-Engels-Gesamtausgabe zugänglich.
1881 schrieb er in einem Brief: „Sie werden mich vielleicht auf die Pariser Kommune verweisen; aber abgesehen davon, dass dies bloß Erhebung einer Stadt unter ausnahmsweisen Bedingungen war, war die Majorität der Kommune keineswegs sozialistisch, konnte es auch nicht sein“.
Was haben uns nach 150 Jahren die Ereignisse von Paris über das Staatsverständnis und direkter Demokratie zu vermitteln?
Auf der Suche nach Wegen zu einer solidarischen und sozialistischen Gesellschaft ist die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen der Pariser Kommunard*innen bestimmt lehrreich.