Veranstaltung mit Dr. Siegbert Wolf, am Dienstag, 4.9.18, um 19.30 Uhr in Alsfeld, Hotel Klingelhöffer, Hersfelder Str. 47
Gustav Landauer gehört, neben Erich Mühsam, bis heute zu den bedeutendsten Anarchisten im deutschsprachigen Raum. Sein Denken und Handeln war maßgeblich von den Werten der Freiheit, sozialen Gerechtigkeit und Emanzipation bestimmt. Als Literaturkritiker, Übersetzer, Roman- und Novellenautor, Vortragsredner und Essayist, als libertärer Sozialist und jüdischer Kulturphilosoph, genoss Gustav Landauer hohes Ansehen. Er agierte als (Anti-)Politiker, Kultur- und Sprachkritiker sowie Initiator zahlreicher anarchistischer Projekte. Seine ausformulierte Konzeption eines libertären und föderativen Sozialismus – Stichwort: kommunitärer Anarchismus – gehört in das Zentrum seines Denkens und Handelns.
Die revolutionäre Umwälzung im November 1918 wurde von Gustav Landauer ausdrücklich begrüßt. Kurt Eisner, erster Ministerpräsident der neuen bayerischen Republik („Freistaat Bayern“), bat ihn, „durch rednerische Betätigung an der Umbildung der Seelen mit(zu)arbeiten.“ Während der Revolution von 1918/19 engagierte sich Landauer von München aus für eine freiheitliche Umgestaltung der Gesellschaft. Dort wirkte er als treibende Kraft in den bedeutenden Rätegremien. Unablässig warb er für ein föderatives und dezentrales Rätesystem. Während der ersten bayerischen Räterepublik im April 1919 agierte er als „Volksbeauftragter für Volksaufklärung“, sprich: Kulturminister. Anfang Mai 1919 wurde er im Zuge der Niederschlagung der Revolution brutal ermordet.
Der Vortrag rückt Gustav Landauers libertäre Bemühungen für eine freiheitliche und sozial gerechte Gesellschaft jenseits von Nationalstaat, Kapitalismus und Großindustrialismus während der Revolution 1918/19 in den Vordergrund.
Dr. phil. Siegbert Wolf, geb. 1954 in Grebenhain, Historiker und Publizist in Frankfurt am Main, ist Vorstandsmitglied der Martin Buber-Gesellschaft und Herausgeber der Ausgewählten Schriften Gustav Landauers.
Der Eintritt ist frei.